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Feuerlicht...Nachtschatten

eine Klangreise für eine singende Säge und Orchester

© Noise Production 2003/39

 

Ein Auftragswerk des Wiener Concert-Vereins

im Rahmen des „Composer in Residence“ im Wiener Musikverein

 

Die Thematik von Licht und Schatten zieht sich durch viele meiner Kompositionen. Auch in meiner Oper Einstein, die Spuren des Lichts, die unmittelbar vor der Niederschrift dieses Orchesterwerkes abgeschlossen wurde, habe ich mich über einen langen Zeitraum mit diesem Element auseinandergesetzt und das Licht aus den verschiedensten Perspektiven in die Komposition eingebaut. Einstein hat das Licht sinngemäß immer von der physikalischen Seite beleuchtet; die Entdeckung der Lichtquanten oder die Ablenkung der Lichtstrahlen durch die Schwerkraft  sind nur einige seiner Verdienste. Nachdem ich mich so intensiv mit Einsteins „Licht“ auseinandergesetzt hatte, wollte ich in einem eigenständigen Orchesterwerk das Licht von der metaphysischen Seite beleuchten indem ich es als Element der Sinne und Emotionen wahrnehme und mittels einer Klangreise reflektiere.

 

„Silbernes Mondlicht wirft seinen scharf konturierten Nachtschatten auf die faszinierende  Wildnis des schwarzen Kontinents. Die vielen Details die uns bei Tageslicht selbstverständlich erscheinen, verschwimmen zu unklaren schwarzsilbernen Gestalten, nur die vom Mondlicht beleuchteten Flächen sind schemenhaft zu erahnen. Der Schatten hingegen wirkt undurchsichtig und verschwommene Konturen lösen sich in ihm auf. Inmitten dieser faszinierenden Welt von silberner Klarheit und schattigem Dasein schwirren tausende Feuerkäfer als einzige sichtbare Lebewesen in dieser scheinbar bewegungslosen Natur umher. Von abertausenden Stimmen nachtaktiver Geschöpfe begleitet, die mit ihren unsichtbaren Rufen und Geräuschen eine ohrenbetäubende Klangkulisse erzeugen, wirken diese Feuerkäfer wie ein Feuerlicht im Nachtschatten.“ Diese Beobachtungen machte ich während einer Nachtfahrt unter freiem Himmel durch die Wildnis Nyika’s im Norden Malawis und gepaart mit meinen Erfahrungen während der Arbeit an meiner Oper entstand nun dieses Werk.

 

Die Stimmung mit einem Orchester imitieren zu wollen, wäre ein verfehltes Ansinnen, eine innere Klangreise anzutreten, die die pulsierende Lebendigkeit der Nacht miterlebt, kommt der Intention schon viel näher. Das Werk spielt größtenteils in den mittleren und höheren Lagen der Instrumente. Dadurch soll die schwebende Lichtstimmung der Nacht beleuchtet werden. Die kontrastierenden fünf Segmente der Komposition lassen die Unwirklichkeit und Orientierungslosigkeit in der Wildnis und die völlige Hingabe an die Natur in einem diffusen Licht verschwimmen. Diese Wahrnehmung wird zusätzlich durch die Instrumentierung unterstützt, indem einerseits das Holz kontrastreich besetzt wird (Piccoloflöte, Flöte, Altflöte, Klarinette, Baßklarinette usw..) andererseits durch den Einsatz einer Singenden Säge, die uns geheimnisvoll und süßlich-schauderhaft durch die Nacht des Feuerlichts und Nachtschattens begleitet.

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Kritik zur Uraufführung im Wiener Musikverein:

Eine singende Säge im Feuerlicht

 

Saisonstart beim Wiener concert-Verein mit Aleksandar Markovic am Pult in dem einzig und allein die Uraufführung von Dirk D’Ase aparte Klangmischungen und Originalität bescherte. „Feuerlicht…Nachtschatten“ lädt zu einer reizvollen Klangreise für eine singende Säge und Orchester. Benjamin Schmidinger erwies sich dabei als Virtuose, entfaltete ein reiches Spektrum an Klangfarben und ließ die picksüßen Töne des Instruments richtig schweben. Besonders die Nachtbilder sind voll pulsierender Lebendigkeit.

 

Wiener Kronen Zeitung (Florian Krenstetter, Okt. 2003)

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Orchesterbesetzung

2 Flöten (auch 1.Piccolo, 2. Altflöte), 2 Oboen (2. auch Englisch Horn)

2 Klarinetten in B (2. auch Baßklarinette in B), Fagott, Kontrafagott

2 Hörner, 2 Trompeten, Harfe,

Singende Säge (spielt auch 2 Becken <hängend, mittel und groß, mit Bogen und kann bei Bedarf von einem Streicher aus dem Orchester gespielt werden.

Schlagzeug (mind. 2 Spieler): Glockenspiel, Xylophon, Vibraphon, Crotales, Kleine Trommel (mit und ohne Saite), 3 Tom Tom (hoch, mittel, tief), Große Trommel (tief), 2 Becken (hängend, mittel und groß 2 Kontrabaßbögen), Maracas, Guiro   

1. Violine, 2. Violine, Alto, Violoncello, Kontrabass

 

Gesamtdauer: ca. 17 Minuten