print this page/ diese seite ausdrucken

Hommage a Scott Joplin

and

Ragged Time

für Klarinette, Violine und Klavier

© Noise Production 1988/07

Ein Auftragswerk des Flandern Festivals

 

Das Werk entstand 1988 im Auftrag des Flandern Festivals und ist eine zweifache Auseinandersetzung des Komponisten mit den Ragtimes von Scott Joplin. Der Name Ragtime kommt von „ragged time“, zerrissene Zeit, und bezieht sich auf den off-beat der oberen Stimmen, die mit den typischen Synkopen versehen sind, während die Bassstimme einen regelmässigen Beat spielt. Diese typischen Merkmale sind in D’Ases Hommage a Scott Joplin and Ragged Time mit eingeflossen und verhelfen dem Werk zu seinem jazzigen Charakter.

 

Die Form der Hommage a Scott Joplin ist in den Grundrissen gleich mit Joplins Maple Leaf Rag. Joplin beginnt direkt mit seinem Ragtime, dagegen lässt D’Ase das Werk zuerst durch eine Einleitung mit fünf Impulsen beginnen. Jeder Impuls steht für ein Segment, das den nun folgenden Ragtime bildet.

 

Joplin gliedert sein Werk in 16 taktige, sich je einmal wiederholende Segmente, in einer A-B-A-C-D Form. Der Grundriss der Hommage ist ebenfalls in diese Form gegossen, wobei keine Wiederholungen innerhalb der Segmente stattfinden. Eine abschliessende, ruhige Coda wird in der Hommage als eine Reminiszenz an das große Vorbild aufgegriffen. Die Klarinette umspielt das deutlich  erkennbare Joplin Motiv des D Segments, das am Ende gemeinsam mit der Violine und dem Klavier auf versöhnliche Weise abgeschlossen wird.

 

Der Ragged Time ist mit seinen vier kurzen Sätzen der zweite Teil dieser Auseinandersetzung mit dem Ragtime. Bezeichnend für den Titel werden die äußerst sanften und langsamen Sätze eins und drei durch die eruptiven und abrupten Bewegungen der dazwischen liegenden Sätze abgerissen. Der Komponist versucht hier, trotz der Kürze und der stark kontrastierenden Bewegungen, ein einheitliches Klangspektrum auf zu bauen und durch seine Zerrissenheit, eine Verbindung mit dem Ragtime „ragged time“ herzustellen.

 

Wo bei Scott Joplin die Synkopen gegen den regelmässigen Bass zum Merkmal seines Ragtimes werden, arbeitet D’Ase mit dem „Zerreisen“ der Bewegung durch einen immer wieder unterbrochenen Bass Beat und ein abruptes Wechseln der Tempi. Während der jazzige Charakter im zweiten und vierten Satz beibehalten bleibt, haben der erste und dritte Satz nichts mehr mit dem Schwung dieses Genres zu tun sondern fungieren als Kontrast, um von den immer darauffolgenden Sätzen zerrissen zu werden. Wie aus einer lang vergangenen Zeit, erinnern im letzten Satz nur noch die Synkopen in den oberen Stimmen an die große Zeit des Ragtimes.

 

 

 

Gesamtdauer: 8’40